Generative KI und Quantencomputing – wenn wissenschaftliche Arbeit zur Frage von Ausrichtung und Urteilskraft wird
Der wissenschaftliche Artikel „Generative AI, Quantum Computing, and the Evolving Role of the Scientist: From Technical Routine to Conceptual Originality“ von Dr. Elias Rubenstein untersucht, wie neue Technologien leise, aber grundlegend verändern, was es bedeutet, Wissenschaft zu betreiben. Große Sprachmodelle unterstützen bereits heute Literaturrecherchen, Code-Generierung, Formelkontrolle und sogar das Bestehen anspruchsvoller Berufsprüfungen. Quantencomputer versprechen darüber hinaus enorme Vorteile bei bestimmten Optimierungs- und Simulationsproblemen. Vor diesem Hintergrund stellt der Beitrag eine einfache, aber weitreichende Frage: Wenn Maschinen einen Großteil der Routinetätigkeiten übernehmen können – was definiert dann noch den Wissenschaftler?
Im Kern verschiebt der Artikel den Fokus von der manuellen wissenschaftlichen Tätigkeit hin zur konzeptionellen Autorschaft und Verantwortung. Generative KI legt offen, wie viel des akademischen Alltags daraus besteht, bestehende Ideen neu zu kombinieren und etablierte Verfahren anzuwenden. In Rubensteins Rahmenwerk verlagert sich echte wissenschaftliche Leistung auf eine andere Ebene: das Formulieren origineller Fragestellungen, das Entwerfen belastbarer Modelle und Tests, das Zusammenführen von Erkenntnissen über verschiedene Disziplinen hinweg und die Übernahme von Verantwortung dafür, wie neues Wissen eingesetzt wird.
Ein zentrales Motiv ist der Zustand einer „normativen Dissonanz“: KI wird im Hintergrund selbstverständlich für Entwürfe, Überarbeitungen und Analysen genutzt, während Institutionen gleichzeitig vor „KI-artigem Stil“ warnen und versuchen, Texte anhand oberflächlicher Merkmale zu kontrollieren. Der Artikel betont besonders die Rolle von KI als Instrument sprachlicher Fairness für nicht muttersprachliche Englisch-Autoren, die ihre Ideen nun sichtbar machen können, ohne allein wegen sprachlicher Hürden benachteiligt zu werden – vorausgesetzt, der KI-Einsatz erfolgt transparent und im Einklang mit den Richtlinien.
Abschließend führt der Beitrag einen trilateralen Entdeckungsprozess ein: Quantencomputer fungieren als „Explorer“ hochdimensionaler Zustandsräume, generative KI dient als „Übersetzer“, der diese Komplexität in menschenlesbare Muster, Modelle oder Hypothesen verdichtet, und der menschliche Wissenschaftler bleibt der „Richter“, der Fragen auswählt, Ergebnisse deutet und die ethische wie erkenntnistheoretische Verantwortung trägt. In dieser Perspektive wird der Zukunftswissenschaftler nicht ersetzt, sondern nach anderen Maßstäben beurteilt: an Unterscheidungsvermögen, konzeptioneller Originalität und der Bereitschaft, wirklich zu denken – nicht an der manuellen Produktion von Texten und Rechnungen.
Der vollständige wissenschaftliche Artikel ist zu finden unter:
Elias Rubenstein (2025): Generative AI, Quantum Computing, and the Evolving Role of the Scientist: From Technical Routine to Conceptual Originality.
PhilPapers: philarchive.org/rec/RUBGAQ